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Aus Stichprobe auf Gesamtheit schließen

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Tags: Stichprobe, Stochastik Wahrscheinlichkeit

 
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Naikomike

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09:13 Uhr, 21.02.2025

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Guten Tag zusammen,

ich hätte eine Frage, bei der ich leider trotz längerer Recherche bislang nicht auf eine Lösung gestoßen bin.

Thema: Eine Gesamtheit besteht aus Objekten, die zwei Zustände haben. Sagen wir eine Lieferung von 100.000 Tennisbällen. Das Ergebnis einer Prüfung kann sein: Tennisball ist defekt oder Tennisball ist in Ordnung.

Wie kann man die erforderliche Anzahl Stichproben ermitteln, wenn man mit 95 %-iger Sicherheit sagen möchte, dass die mindestens 99% der Lieferung in Ordnung ist?

Ich bin an der Beantwortung der Frage bislang leider gescheitert und wäre für Hinweise sehr dankbar!

Freundliche Grüße

Michael

Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert):
"Ich möchte die Lösung in Zusammenarbeit mit anderen erstellen."
Online-Nachhilfe in Mathematik
Antwort
calc007

calc007

09:54 Uhr, 21.02.2025

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Hallo
Du hast bei deinen Angaben/Annahmen streng genommen noch nicht ausreichend Daten benannt bzw. angesprochen.
Stell dir vor, du hättest bei deinem Zahlenbeispiel von den 100000 Bällen schon 90000 geprüft. Das sind schon fast alle, also eine unglaublich große Stichprobe.
Aber stell dir vor, von den 90000 Bällen wären wären
>89100 Bälle i.O.
>900 Bälle defekt.
Ich habe das Zahlenbeispiel so augenfällig gewählt, weil:
so sind gerade 99% der Stichprobe i.O. .

In anderen Worten:
Das ist gerade so ein Grenzfall.
Würdest du noch einen einzigen Ball mehr ziehen,
> und der wäre defekt, dann ist das Kriterium (streng mathematisch) nicht erfüllt.
> und der wäre i.O., dann ist das Entscheidungskriterium (steng mathematisch) erfüllt.

Mit anderen Worten:
Selbst mit dieser unglaublich hohen Zahl an Stichprobengröße wäre deine Aussagekraft wohl immer noch gerade mal (ungefähr) fifty : fifty ,~50%.

Solche Aufgaben leben typischerweise davon, dass du noch eine weitere Angabe, ein weiteres Datum / Wissen hast. Nämlich, eine Annahme oder Wissen, dass von der Stichprobe eine gewisse Anzahl tatsächlich i.O. oder defekt ist.
Also z.B. einer Stichproben-Anzahl von 200 Bällen
UND
dem Wissen, dass davon 199i.O., also einer (=1) defekt sind.

Jetzt mit diesem Wissen und diesen (vervollständigten) Angaben kannst du im Sinne einer Binomialverteilung rechnen.

Antwort
HAL9000

HAL9000

10:02 Uhr, 21.02.2025

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Ob man das gewünschte Resultat "mindestens 99% der Lieferung in Ordnung" mit 95%-iger Sicherheit sagen kann, hängt nicht nur von der Stichprobengröße, sondern auch vom Ergebnis der Stichprobe ab:

Hier soll vermutlich implizit angenommen werden, dass bei dieser Stichprobe vom Umfang n alle Tennisbälle in Ordnung sind - unter dieser Voraussetzung kann man dann die Mindestgröße von n berechnen.


EDIT: Hat sich mit dem Beitrag von calc007 überschnitten. Man kann von der strengen Forderung "kein Fehler in der Stichprobe" auch abgehen und doch eine gewisse Fehlerzahl zulassen - dann erhöht sich allerdings die notwendige Stichprobengröße n.
Antwort
KL700

KL700 aktiv_icon

10:22 Uhr, 21.02.2025

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Ich gebe zu bedenken:

Notwendig wäre:
Entweder eine bekannte oder geschätzte Defektwahrscheinlichkeit
ODER
Eine maximal zulässige Fehlerquote für unsere Schätzung

Das Problem liegt darin:

Du willst mit 95% Sicherheit sagen, dass 99% in Ordnung sind
Aber ohne Vorwissen über die Grundrate der Defekte kann man nicht bestimmen, wie viele Stichproben wir brauchen.
Meine vorherige Berechnung basierte auf impliziten Annahmen,
nicht durch die Aufgabenstellung gedeckt sind

Die mMn richtige Vorgehensweise wäre:

Erst die fehlenden Parameter definieren,
dann die erforderliche Stichprobengröße berechnen.
Naikomike

Naikomike aktiv_icon

10:43 Uhr, 21.02.2025

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Hallo ihr drei,

erstmal schon mal vielen, vielen Dank für die schnellen Antworten!

Es ist leider so, dass die Defektverteilung in der Lieferung unbekannt ist.

HAL9000 hat Recht mit seiner Annahme, die ich leider nicht dazu geschrieben hatte:

Das Ergebnis der Stichprobe ist: 100% der Bälle sind i. O.

Falls ein Ball nicht in Ordnung ist, würden sowieso andere Schritte eingeleitet. Daher diese Einschränkung.

Besten Dank für eure Mühen!
Antwort
HAL9000

HAL9000

15:38 Uhr, 21.02.2025

Antworten
Man kann das ganze (mit p0=0.01) als Parameter-Test der Binomialverteilung für die Defektrate p der Tennisbälle auffassen, d.h.

H0:p=p0 gegen HA:p<p0

zum Signifikanzniveau α=0.05. Ziel ist die Ablehnung H0, und der kritische Bereich (also wo H0 zugunsten HA abgelehnt wird) für die Testgröße

T ... Anzahl der defekten Tennisbälle in der Stichprobe vom Umfang n

ist einfach nur die Menge K={0}. Dafür muss P0(TK)α gelten, d.h.

P0(T=0)=(1-p0)n=0.99n0.05,

umgestellt nln(0.05)ln(0.99)298.07, in ganzen Zahlen also n299.


Lässt man bis zu b Fehl-Bälle zu, so ist dann K={0,1,,b} und das Kriterium ist dann

P0(Tb)=k=0b(nk)0.99n-k0.01k0.05,

für b=1 ergibt das beispielsweise Forderung 0.99n+n0.99n-10.010.05, was für n473 erfüllt ist (durch Approximationsverfahren ermittelt - per reiner algebraischer Ungleichungsumstellung geht das nicht mehr).


Für große n und b kann man dann auch irgendwann die Normalverteilungsapproximation nutzen, aber bei kleinen b ist das noch zu ungenau.