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Interpretation der Lagrange-Multiplikatoren?

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angewandte lineare Algebra

Tags: Lagrange, Lagrange Multiplikator, Lagrangeverfahren, Optimierung

 
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Mikemania

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18:46 Uhr, 17.05.2008

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Hallo zusammen!

Ich suche jemanden, der mir den Lagrange Multiplikator anschaulich bzw. geometrisch erklären kann, ohne auf den Satz von impliziten Funktionen bzw. das Envelope-Theorem zurückzugreifen.

Es geht um folgendes
Mit dem Lagrange-Ansatz findet man z.B. ein Maximum unter einer Nebenbedingung in Gleichungsform:
Wir nehmen folgende die konkave Funktion:

f ( x , y ) = x 1 2 y 1 3 f ( x , y ) = ( y 1 3 2 1 x 1 2 x 1 2 3 1 y 2 3 )

Dann nehmen wir eine "Budgetrestriktion":

g ( x , y ) = 3 x + 2 y = ! 10 g ( x , y ) = ( 3 2 )

Es muss nun gelten:
I : f ( x , y ) + λ g ( x , y ) = 0 ; I I : 3 x + 2 y = 10

Im restringierten Optimum wird also der Gradient von f(x,y) ein Vielfachen des Gradienten von g(x,y) sein. Das ist logisch und gut einsehbar - da gibt es genügend Grafiken zu.
Man erhält als Lösungen:
x 0 = 2 ; y 0 = 2 ; λ = 0.15 ; f ( x 0 , y 0 ) = ( 0.45 0.30 ) ; g ( x 0 , y 0 ) = ( 3 2 ) ; f ( x 0 , y 0 ) = 1.78 ; g ( x 0 , y 0 ) = 10

Meine Frage: Wir haben gelernt, dass -lambda (minus lambda, also hier = 0.15) derjenige Wert ist, um den sich die das Optimum erhöht wenn man die Nebenbedingung um eine Einheit erhöht. Also:

g ( x , y ) = 3 x + 2 y = ! 10 + 1 = 11 f ( x 0 , y 0 ) 1.78 + 0.15 = 1.93
Wieso ist dies der Fall? Wie kann man das geometrisch sehen bzw. interpretieren? Lambda ist nichts anderes als das Verhältnis zweicher Gradienten.

Hier ein paar Gedanken von mir: Vielleicht kann dann jemand übernehmen?

Der Gradient von f im Optimum sagt mit, dass wenn ich einen Schritt entlang der x-Achse auf der Tangentialebene gehe, ich eine Erhöhung um 0.45 erreiche, und wenn ich entlang der y-Achse gehe (auf der Tangentialebene im Punkt (2,2), ich eine Erhöhung von 0.30 erreiche. Das ist schön. Doch wie komme ich jetzt auf die 0.15?

Vielen Dank!

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Frage beantwortet
Mikemania

Mikemania aktiv_icon

15:29 Uhr, 20.05.2008

Antworten

Also, ich habe mich die letzten Tage mal hingesetzt und die Richtigkeit der Interpretation der Lagrange-Multiplikatoren hergeleitet. Deshalb kann ich meine Frage selbst beantworten. Für jeden, den es interessiert:

Folgende Überlegungen gelten exakt für die jeweiligen Tangentialebenen von Funktion und NB, jedoch nur marginal für die Funktion und NB selbst.



Hier die Erkenntniskette:

1) Der Gradient zeigt die Richtung des steilsten Anstiegs

2) Ein Schritt in Richtung des Gradienten der NB erhöhe jene um x

3) Ein Schritt in Richtung des Gradienten der Funktion erhöhe jene um -λx. Dies folgt aus der Kuhn-Tucker-Bedingung und aus der Richtungsableitung.



4) Jetzt rückwärts denken: 1/x Schritte in Richtung des Gradienten der NB erhöht jene um 1.



5) Will man also die NB um eins erhöhen, so muss man 1/x Schritte in Richtung des Gradienten der NB gehen.

6) 1/x Schritte in Richtung des Gradienten der NB sind ebenfalls 1/x Schritte in Richtung des Gradienten der Funktion, da beide in die gleiche Richtung zeigen.

7) 1/x Schritte in Richtung des Gradienten der Funktion erhöht jene um 1/x*(-λx) = -λ





Tadaaaaaaa! Einmal um die Ecke gedacht und schon gehts.