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Hallo Forum,
ich benötige für die Berechnung der Schleppkurve (nach Guhlmann) eines mehrachsigen Anhängers hinter einem LKW die Schleppkurven für
- Hinterachse LKW - Vorderachse Anhänger - Hinterachse Anhänger
Kann mir jemand dies bezüglich Literatur empfehlen bzw. mir sagen, wo ich die Berechnung im Internet finden kann?
Vielen lieben Dank
Percy
Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert): "Ich möchte die Lösung in Zusammenarbeit mit anderen erstellen." |
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http://books.google.de/books?id=lsmo6u59_pkC&pg=PA121&lpg=PA121&dq=schleppkurve+guhlmann&source=bl&ots=1R1_knez8Y&sig=iwzVXTszwnRBGkdUAR6Jn_sXFDo&hl=de&ei=l8QoTJKVMMqBOMXw5dEC&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=9&ved=0CDgQ6AEwCA#v=onepage&q=schleppkurve%20guhlmann&f=false
Ansonsten ist die Ausbeute der Suchmaschinen recht dürftig.
Möglicherweise gibt es bei den Kommentaren und Anlagen der Betriebsordnung für Kraftfahrzeuge noch den einen oder anderen Hinweis.
Die dürftige Informationslage bestätigt die meine Annahme der kompletten Ahnungsfreiheit der Architekten was den Raumbedarf von LKW angeht. Praktisch wird die try-and-error-methode angewendet.
Man baut irgendwas hin und wenn's oft rummst, wars wohl zu eng. In Abhängigkeit der Fahrzeugtypen und der Fertigkeiten der Fahrer gelingt manches unmöglich scheinende hin und wieder - daraus schliessen dann die Verantwortlichen dass es ja eigentlich so bescheuert wie es gebaut wurde grundsätzlich geht und nur die Fahrer zu doof sind.
Wenn ich mir so manche PKW-Fahrer betrachte, die einen Kleinwagen nach zwei Dutzend Rangierversuchen endlich diagonal auf drei Parklücken unterbringen - im Gegensatz dazu LKW-Fahrer, die einen Anhänger, dessen Ende fast 20m vom Fahrer entfernt ist, über Spiegel zentimetergenau rückwärts in eine Einfahrt bugsieren, die kaum breiter als das Fahrzeug ist ...
Übrigens gibt es zwischenzeitlich immer mehr Zentralachsen-Hänger, die bei engen Kurven den "Ar..." ganz schön rausschwenken. Ein Drehschemel-Anhänger hat diesen Effekt kaum - der Nachlauf ist wesentlich besser.
Falls Deine Anfrage nicht nur theoretischer Natur ist, sondern mit einer praktischen Gebäudeplanung zusammenhängt, nimm Kontakt mit ortansässigen Spediteuren auf oder einer Fahrschule, die LKW-Ausbildung macht.
Regelmässig übersehen werden übrigens Schilder oder Laternen, die als zusätzliche Hürden nach erfolgter Unplanung noch geschickt plaziert werden und den Fahrern akrobatische Höchstleistungen abfordern.
Grundsätzlich überhaupt keinen Niederschlag finden Überlegungen bezüglich der Geländebeschaffenheit - also Steigungen/Gefälle. Ein LKW, der solche Schikanen noch zusätzlich nehmen muss, braucht - oh Wunder - mehr Platz!
Falls noch irgendwo ein Tor mit dabei sein sollte: Ein 4m hohes Tor ist nicht hoch genug für einen 4m hohen LKW. Blöde Trucker wissen das - studierte Architekten nicht!
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Hallo,
vielen herzlichen Dank für diese ausführliche Antwort. Das Buch kannte ich bereits, leider enthält es nicht die von mir benötigten Informationen.
Um mal eine Lanze für die Architekten zu brechen: Normalerweise rechnen diese nicht, sondern nutzen Schablonen. Für die unterschiedlichen Fahrzeugkombinationen gibt es dann diverse Schablonen, in denen den Platzbedarf (Lichtweite) abgelesen werden kann. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Platzbedarf nicht weiter steigt, wenn der Zug um Gon Grad) abgebogen ist.
Solche Schablonen haben natürlich einen großen Nachteil: ist der Zug nur etwas länger / kürzer bzw. hat eine etwas andere Achsfolge, schon stimmt die Schablone nicht mehr. Da muss man dann tatsächlich rechnen, was ich ja vorhabe. Aber dazu benötige ich halt die Formeln von Guhlmann und zwar so, dass ich sie auf dem Computer umsetzen kann.
Wenn mir also bitte, bitte, bitte jemand helfen kann, dann werden die Kreisverkehre sicherlich besser passierbar.
Percy
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Den Guhlmann wirst Du vermutlich nur noch in einer Uni-Bibliothek finden, fürchte ich.
Interessant, dass da Schablonen verwendet werden - ich dachte immer, die nehmen Spielzeugautos und schieben sie auf dem Plan umher. Wenn es klemmt, kann man den Plastikmodelltruck mit Daumen und Zeigefinger leicht anheben und schon ist die Enge überwunden. Geht mit den echten leider nicht so gut ...
Wenn der LKW nicht "Ideallinie" in den Kreisel fährt, klappt doch die ganze Formel nicht.
Hinundwieder gibt es überlange/überbreite Fahrzeuge. Was machen die? Das ist den Strassenbaubeamten egal, die haben nämlich von 9h bis 16h Dienst, während die Schwertransporte vorwiegend zwischen 22h und 4h gefahren werden.
Meine Vorschläge zu besseren Kreiselpassierbarkeit:
Mehr Asphalt (also breitere Fahrbahn) anstelle idiotischem Firlefanz, der die Kreiselmitte mit abstrusen Dorfwahrzeichen schmückt.
Überfahrbarkeit der Kreiselmitte vorsehen. Schwertransporter und gewisse PKW-Fahrer wären sehr dankbar.
Abgeschrägte Bordsteine bereits an den Ein/Ausfahrten. Etwa einen halben Meter befahrbare Bankette (5t Radlast) hinter dem Bordstein.
Für die zukünftigen mehrgliedrigen EuroCombis müssen ohnehin neue "Denk"-Schablonen her. Für diese Fahrzeugkategorie gibt es 7 vorgesehene Grundkombinationen aus Drehschemel- als auch Zentralachsanhängern sowie Sattelaufliegern mit ohne ohne Dollybetrieb. Das noch in etlichen Untervariationen verschiedener Radstände ... Welche Formel soll denn das bewältigen?
Der BO-Kraft-Kreis hat einen Innenradius von 5,3 m und einen Aussendurchmesser von 12,5m. Die Ausscherweite des Hecks wird dabei mit 0,8m angenommen. Das gilt für einen in Deutschland zulässigen "normalen" Sattelzug.
Das ist natürlich ein theoretischer Wert, der irgendwann auf einem freien Platz mit Pylons zum umrempeln ermittelt wurde. Praktisch werden so die Kreisel gebaut - nur anstelle von Plastikhütchen stehen Steine und Verkehrsschilder.
Anstelle umständlicher (und meines Erachtens völlig sinnloser) theoretischer Berechnungen wäre die Frage mit folgenden Mitteln leicht zu klären:
Ein Samstagvormittag Ein freier Platz Ein motivierter Fuhrunternehmer Einige Fahrer mit ihren LKW Ein Massband ca. 20m Länge Ein Dutzend Plastikpylons Eine Videokamera Ein Journalist.
Viel Erfolg noch im Kampf für leichter befahrbare Kreisel!
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Hallo,
ich werde die Ratschläge beherzigen und mal in der Uni-Library forschen.
Dass Kreisverkehre recht eng sind, ist allerdings auch gewollt:
- sie sollen ja _langsam_ durchfahren werden - sie sollen möglichst schlecht übersehbar sein*, damit man genau schauen muss, bevor man einfährt
Natürlich haben dann Gigaliner mit große Probleme, aber die kann man mit ein paar Tricks (zwangsgelenkte Dollys, Hinterachslenkung bei Vorwärtsfahrt) wieder einigermaßen wett machen.
Percy
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Hallo Percy, durch Zufall bin ich in diesem Forum und auf Deine Frage gestoßen. Also, Guhlmann ist mein Vater. Er hat damals mit meinem Spiezeugauto experimentiert und das Verfahren empirisch entwickelt. Allerdings ist ihm eine mathematische Ableitung der Kurve nicht gelungen. Ihm ist nicht bekannt, ob mittlerweile eine mathematische Beschreibung existiert. In der Veröffentlichung war auch das Verfahren für Lastzüge modifiziert. Sollte noch weiteres Interesse bestehen dann bitte per E-Mail an bguhlmann@gmx.de wenden.
Alles Gute!
Bernd Guhlmann
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Ich bin ja begeistert, dass dieser Thread noch mal reanimiert wurde - und auch noch von so "adeligem" Teilnehmer!
Ich habe mir inzwischen auch noch einen Haufen Gedanken gemacht - irgendwo gab es auch noch einen Thread in einem anderen Forum, der sich mit ähnlicher Problematik befasst hat. Dabei ging es um die Zwangslenkung der Anhänger/Dollys, um slalomartige Hindernisparcours besser zu bewältigen. Aber auch dort ist der Ideenpool schnell versiegt.
Entweder wird das Thema streng geheimgehalten (muss doch mal bei wikileaks nachsehen) oder es ist den Konstrukteuren tatsächlich völlig schnuppe, wie sich die "doofen Trucker" rumquälen. Vermutlich ist es auch nicht wirtschaftlich, eine solche "Rangierhilfe" zu entwickeln, weil die Transportbranche so marode ist, dass für irgendwelche Extras bei der Fahrzeuganschaffung das Geld fehlt.
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