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Vertauschen von Grenzwert und Summe

Universität / Fachhochschule

Finanzmathematik

Tags: Grenzwert, Summenformel

 
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Blackparrot

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15:42 Uhr, 29.05.2017

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Hallo zusammen,

wenn ich Folgendes berechnen soll:

limx0+n=112nnx

Darf ich dann ohne Weiteres den Grenzwert mit dem Summenzeichen vertauschen, sodass ich so rechnen kann?

limx0+n=112nnx=n=1limx0+12nnx=n=1limx0+12n=1

Oder muss ich zuvor zeigen, dass das Vertauschen keinen Einfluss hat? Und falls ja, wie kann ich das zeigen bzw. welche Bedingungen müssen erfüllt sein?

Vielen Dank und Grüße!

Für alle, die mir helfen möchten (automatisch von OnlineMathe generiert):
"Ich möchte die Lösung in Zusammenarbeit mit anderen erstellen."
Hierzu passend bei OnlineMathe:
Grenzwert (Mathematischer Grundbegriff)
Regel von l'Hospital (Mathematischer Grundbegriff)
Wichtige Grenzwerte

Online-Übungen (Übungsaufgaben) bei unterricht.de:
 
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ledum

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15:51 Uhr, 29.05.2017

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Hallo
da die Reihe für alle x0 konvergiert kannst du den GW reinziehen
Gruß ledum
Blackparrot

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16:00 Uhr, 29.05.2017

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Hallo ledum,

und die Reihe konvergiert, da:

n=112nnxn=112n<n=0(12)n

Und n=0(12)n ist eine konvergente Majorante.

Damit ich also den Grenzwert reinziehen darf muss die Reihe konvergieren?
Antwort
ledum

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16:06 Uhr, 29.05.2017

Antworten
Hallo
jam du kannst ja erst die endliche Summe nehmen und dann erst bis
Gruß ledum
Blackparrot

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16:29 Uhr, 29.05.2017

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Und bei dieser Reihe kann ich dann analog das zeigen:

n=1x2n2x2+1=n=11n2+(1x2)n=11n2

Und da n=11n2 als harmonische Reihe eine konvergente Majorane ist, konvergiert n=1x2n2x2+1 für alle x aus und somit kann der Grenzwert in die Summe gezogen werden:

limnn=1x2n2x2+1=n=1limnx2n2x2+1=n=11n2=π26

Das kann ich doch so sagen, oder?

Antwort
tobit

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18:31 Uhr, 29.05.2017

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Hallo Blackparrot!


Zunächst zu deinem Ausgangsbeispiel:
Ich muss ledum widersprechen.
Alleine aus der Konvergenz der Reihe für alle x0 können wir nicht folgern, dass wir den Limes hineinziehen können.

Sei f:[0,),f(x):=n=112nnx.

Den "Limes hineinziehen" dürfen wir, wenn f stetig in 0 ist.


Sei weiter für jedes n1 die Funktion fn:[0,) definiert durch fn(x):=12nnx.

Dann ist f der punktweise Limes der Funktionen-Reihe n=1fn.


Offenbar sind die Funktionen fn stetig.

Wenn wir zeigen können, dass die Funktionen-Reihe n=1fn sogar gleichmäßig gegen f konvergiert, ist f tatsächlich stetig und wir dürfen tatsächlich den Limes reinziehen.


Ist das Konvergenzkriterium von Weierstraß bekannt?


Viele Grüße
Tobias
Blackparrot

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18:50 Uhr, 29.05.2017

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Hallo Tobias, das weierstraßsche Konvergenzsatz haben wir nicht behandelt. Ich kenne nur die Vertauschungssätze, also wann der Grenzwert mit dem Integral bzw. der Differenziation vertauscht werden darf. Wir hatten aber auch, dass, wenn eine Reihe stetiger Funktionen gleichmäßig konvergent ist, die Grenzfunktion auch stetig ist. Kann das hier weiterhelfen?
Antwort
tobit

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18:59 Uhr, 29.05.2017

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Ja, es hilft hier weiter.
So oder so gilt es zu zeigen, dass die Funktionen-Reihe n=1fn gleichmäßig gegen f konvergiert.
Dann folgt, dass mit den fn auch f stetig ist.

Dazu benötigen wir nicht den Weierstraßschen Konvergenzsatz, sondern das Weierstraßsche Majorantenkriterium, wie es auf Wikipedia genannt wird ( de.wikipedia.org/wiki/Weierstraßsches_Majorantenkriterium ).
Ist der Inhalt davon bekannt (möglicherweise ohne den Namen Weierstraß)?

Ansonsten können wir es kurz beweisen; das ist nicht schwer.

Oder wir beweisen die gleichmäßige Konvergenz von n=1fn gegen f direkt anhand der Definition der gleichmäßigen Konvergenz.

Welchen Weg sollen wir verfolgen?
Blackparrot

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19:03 Uhr, 29.05.2017

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Ich kenne ein Majorantenkriterium für die gleichmäßige Konvergenz von Finktionenreihen: k=0fk(x) konvergiert gleichmäßig, falls k=0|fk(x)|k=0bk und wenn die Zahlenreihe k=0bk konvergiert.
Antwort
tobit

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19:13 Uhr, 29.05.2017

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Es heißt sicherlich nicht k=0fk(x)k=0bk, sondern fk(x)bk für alle x und alle k0.

Dann ist es genau das Kriterium, das ich meine!


Eine passende (von x unabhängige) "Majorante" hattest du ja bereits in deinem Beitrag von 16:00.

Damit haben wir für das Ausgangsbeispiel alles zusammen, oder?



Geht es bei deinem Beispiel aus deinem Beitrag von 16:29 um limx der Reihe?
Du hast da nämlich limn stehen, was keinen Sinn ergibt.
Blackparrot

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19:30 Uhr, 29.05.2017

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Ich meinte bei der zweiten Reihe natürlich x ;-)

Kann ich bei der ersten Reihe also wie folgt argumentieren?

Da |12nnx|(12)n

und n=0(12)n konvergiert, ist 12nnx eine gleichmäßig konvergente, stetige Funktionenfolge und somit ist auch die Grenzfunktion limx0+n=112nnx stetig, weshalb der Grenzwert in die Summe gezogen werden kann.
Antwort
tobit

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19:38 Uhr, 29.05.2017

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Die Formalitäten stimmen noch nicht ganz, aber die Argumentation an sich scheint dir klar zu sein. :-)


Da fn(x)=12nnx(12)n und n=0(12)n konvergiert, ist die Funktionen-Reihe n=1fn gleichmäßig konvergent gegen f.
Da alle fn stetig sind, ist somit auch die Grenzfunktion f stetig, weshalb limx0+f(x)=f(0) gilt.
Blackparrot

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19:54 Uhr, 29.05.2017

Antworten
Super, danke!

Dann versuche ich das nochmal bei dem zweiten Beispiel:

Da |fn(x)|=|x2n2x2+1|=|1n2+1x2|1n2 und n=01n2 konvergiert, ist die Funktionenreihe n=1x2n2x2+1 gleichmäßig konvergent gegen eine Grenzfunktion f:=limnx2n2x2+1=0.

Da alle fn(x) stetig sind ist auch f stetig und somit gilt: limxn=0fn(x)=n=0limxfn(x)

Ich habe irgendwie das Gefühl, das hier aber etwas nicht ganz stimmt...
Antwort
tobit

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20:10 Uhr, 29.05.2017

Antworten
Sorry, mein WLAN streikt gerade. Ich melde mich wieder, sobald es wieder funktioniert. Diese Nachricht ist von meinem Smartphone, auf dem der Formelsatz nicht richtig funktioniert.
Antwort
tobit

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20:48 Uhr, 29.05.2017

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Jetzt scheint es wieder zu funktionieren. :-)


" Da ∣∣fn(x)∣∣=∣∣∣x2n2x2+1∣∣∣=∣∣∣∣1n2+1x2∣∣∣∣≤1n2 "

für x0

" und ∑n=0∞1n2 konvergiert, ist die Funktionenreihe ∑n=1∞x2n2x2+1 gleichmäßig konvergent gegen eine Grenzfunktion "

Ja.
Du solltest noch dazuschreiben, welchen Definitionsbereich der Funktionsreihe du betrachtest (offenbar das Intervall (0,) ).

Die Grenzfunktion ist anders als von dir angegeben die Funktion f:(0,) definiert durch f(x):=n=1x2n2x2+1 (für die nicht etwa f(x)=0 gilt).


" Da alle fn(x) stetig sind ist auch f stetig "

Ja, wobei die Funktionen fn:(0,) diesmal durch fn(x):=x2n2x2+1 definiert seien.


" und somit gilt: limx→∞∑n=0∞fn(x)=∑n=0∞limx→∞fn(x) "

Ich sehe nicht, wie wir dies der Stetigkeit von f entnehmen können.



Ich sehe hier keine "direkte" Argumentationsmöglichkeit.
(Wer eine sieht, möge sie bitte posten!)

Ich habe lediglich zwei alternative Vorschläge:

1. Wir ahmen den Beweis nach, dass gleichmäßige Limiten von Folgen stetiger Funktionen wieder stetig sind, um zu zeigen, dass limxf(x)=n=1limxfn(x) gilt.

2. Wir betrachten limxf(x)=limy0+f(1y)=limy0+g(y) mit g:[0,) definiert durch g(y):=f(1y) für y>0 und g(0):=π26 und untersuchen g statt f auf gleiche Weise wie bei der schon gelösten Aufgabe die dortige Funktion f.

Welchen der beiden Vorschläge sollen wir verfolgen?
Blackparrot

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20:59 Uhr, 29.05.2017

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Vielen Dank für Deine großen Bemühungen, mir zu helfen!

Ich würde gerne mehr über die erste Variante erfahren, da dies mir vielleicht noch einen anderen Zugang zu dieser - für mich etwas suspekter - Konvergenzthematik liefern könnte.
Antwort
tobit

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21:12 Uhr, 29.05.2017

Antworten
Okay.

Du hast ja offenbar schon limxfn(x)=1n2 für alle n überlegt und n=1limxfn(x)=π26=:a gefolgert.

Wir wollen nun limxf(x)=a zeigen.

Wie habt ihr limxf(x) für eine Funktion f:(0,) definiert?
Davon hängt unsere weitere Argumentation ab.
Blackparrot

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21:22 Uhr, 29.05.2017

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Wir haben limxf(x) als uneigebtlichen Grenzwert 1. Art bezeichnet: Wenn f auf dem Intervall (0,+) definiert ist, besitzt f in. + den uneigentlichen Grenzwert limxf(x)=b, wenn der rechtsseitige Grenzwert limx0+f(1x) existiert bzw. wenn zu jedem ε>0 ein r>0 gibt, mit |f(x)-b|<ε für alle t>r.

Ich hoffe, das ist das, was Du meinst.
Antwort
tobit

tobit aktiv_icon

21:50 Uhr, 29.05.2017

Antworten
Ja, genau das meinte ich.

Nehmen wir mal die Variante zu zeigen:

Zu jedem ɛ>0 existiert ein r>0 mit f(x)-a<ɛ für alle x>r.


Sei also ɛ>0 beliebig vorgegeben.
Gesucht ist ein r>0 mit f(x)-a<ɛ für alle x>r.

Da die Funktionen-Reihe n=1fn gleichmäßig gegen f konvergiert, existiert ein genügend großes M mit (n=1mfn(x))-f(x)<ɛ3 für alle x(0,) und alle mM.

Da n=11n2=a gilt, existiert ein genügend großes K mit (n=1m1n2)-a<ɛ3 für alle mK.

Mit m:=max(M,K) erhalten wir sowohl (n=1mfn(x))-f(x)<ɛ3, als auch (n=1m1n2)-a<ɛ3.

Da limxn=1mfn(x)=n=1mlimxfn(x)=n=1m1n2 gilt, existiert ein genügend großes r>0 mit n=1mfn(x)-n=1m1n2<ɛ3 für alle x>r.

Nun zeigen wir, dass dieses r>0 wie gewünscht f(x)-a<ɛ für alle x>r erfüllt.
Sei also x>r beliebig vorgegeben.
Dann gilt:

f(x)-a

=(f(x)-n=1mfn(x))+(n=1mfn(x)-n=1m1n2)+(n=1m1n2-a)

f(x)-n=1mfn(x)+n=1mfn(x)-n=1m1n2+n=1m1n2-a

<

Den (kurzen) Rest der Abschätzung überlasse ich dir! ;-)
Blackparrot

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22:02 Uhr, 29.05.2017

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Mit den einzelnen Abschätzungen, die du aufgeschrieben hast, ergibt sich damit ja dann:

... <ε3+ε3+ε3=ε

Ich habe nur eine Frage dazu: Da schreibst: "Da limxn=1mfn(x)=n=1mlimxfn(x)=n=1m1n2 gilt.

Warum können wir hier mitten in der Argumentation den Limes einfach in die Summe ziehen, obwohl wir doch eigentlich gerade das mit dieser Argumentation zeigen wollen?
Antwort
tobit

tobit aktiv_icon

22:21 Uhr, 29.05.2017

Antworten
Wow, das ging aber schnell bei dir! :-)
Genau so hätte ich auch weiter abgeschätzt.


Gut, dass du nachfragst.

Der große Unterschied ist: Es handelt sich hierbei um das Hereinziehen in eine ENDLICHE Summe anstelle des Hereinziehens in eine Reihe.

Der entsprechende Zusammnhang für endliche Summen lässt sich per Induktion nach der Anzahl m der Summanden zeigen.

Die entscheidende Überlegung dabei ist quasi der Spezialfall von m=2 Summanden:

Aus limxg1(x)=b1 und limxg2(x)=b2 für Funktionen g1,g2:(0,) und reelle Zahlen b1,b2 folgt limx(g1(x)+g2(x))=b1+b2, d.h. limx(g1(x)+g2(x))=(limxg1(x))+(limxg2(x)).


Beweis dieser Überlegung:

Sei ɛ>0.

Wegen limxg1(x)=b1 existiert ein r1>0 mit g1(x)-b1<ɛ2 für alle x>r1.
Wegen limxg2(x)=b2 existiert ein r2>0 mit g2(x)-b2<ɛ2 für alle x>r2.

Für r:=max(r1,r2) gilt dann für alle x>r wie gewünscht:

(g1(x)+g2(x))-(b1+b2)=(g1(x)-b1)+(g2(x)-b2)g1(x)-b1+g2(x)-b2<ɛ2+ɛ2=ɛ.
Frage beantwortet
Blackparrot

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22:35 Uhr, 29.05.2017

Antworten
Ah ok, ich verstehe. Per Induktion kann man dies dann auf endlich viele Summanden erweitern, sodass ich den Argumentationsschritt im (Haupt-)Beweis dann machen kann. Und mit diesem habe ich gezeigt, dass gilt: limxf(x)=n=1lim{x}fn(x). Und somit kann ich hier den Limes in die Summe ziehen.

Vielen Dank nochmal für Deine Unterstützung! Ich muss mir das alles noch einmal in Ruhe anschauen, da mir diese Materie leider nicht ganz bewusst werden will, aber vielleicht schaffe ich es jetzt ja, mit deinen sorgfältigen Rechenwegen mir die Idee dahinter etwas verständlicher zu machen.

Ich wünsch Dir einen schönen Abend!

Viele Grüße
Antwort
tobit

tobit aktiv_icon

22:38 Uhr, 29.05.2017

Antworten
Danke, dir auch einen schönen Abend! :-)